Unter territorialem Verhalten bzw. territorialer Aggression versteht man z.B. Bellen am Gartenzaun, wenn es an der Tür klingelt, Anspringen, gehemmtes Beißen (festhalten), Folgen von Besuchern auf dem Grundstück bzw. in der Wohnung etc.
Die territoriale Aggression, also der Versuch, einen Eindringling mit Drohen oder Angriff zu vertreiben, gehört zu dem Normalverhalten von Hunden. Natürlich muss dieses Verhalten soweit kontrolliert und eingeschränkt werden, dass keine Gefahr für den Menschen (Besucher) besteht. Um dieses Verhalten verändern und anpassen zu können, muss verstanden werden was territoriale Aggression ist und was in dem Hund dabei vorgeht.
Definition Territorium
Das Territorium eines Hundes ist definiert durch ein Gebiet, das von seinen Bewohnern begangen („patrouilliert"), markiert (mit Harn-, Kot- oder Kratzmarkierungen, sowie durch Bellen oder Heulen) und gegen Eindringlinge verteidigt wird. Innerhalb des Territoriums können sich Bereiche befinden, die intensiver verteidigt werden. (Eingangstor, Nähe zu wichtigen Ressourcen wie z.B. Wasser, Futter, Schlafplätze und an Stellen an denen schon häufiger Eindringlinge "erwischt" wurden etc.) Je größer das Territorium desto weniger intensiv wird es in der Regel verteidigt.
Was ein Hund zu "seinem" Territorium zählt ist von verschiedenen Faktoren sowie auch von dem speziellen Hund abhängig. Wohnung, Haus, Garten gehören in jeden Fall dazu, bei manchen Hunden wird auch die Umgebung in der sie regelmäßig ausgeführt werden etc. zum eigenen Territorium gezählt. Ab wann ein Hund einen bestimmten Bereich als "sein" Territorium sieht ist ebenfalls vom Hund abhängig, einigen Hunde brauchen nur ein paar Minuten, um ein Gebiet zu erkunden und zu markieren, dann verteidigen sie es gegen Fremde. Hunde mit sehr ausgeprägter territorialer Veranlagung, die bereits Erfolg mit ihrem Verhalten hatten (erlerntes Verhalten) können unter Umständen dazu übergehen, einen hereinkommenden Menschen anzugreifen, nachdem sie sich wenige Minuten in einem fremden Raum aufgehalten haben.
Definition Territorialverhalten
Grundsätzlich beginnen die meisten Hunde erst ihr Territorium (aggressiv) zu verteidigen wenn sie erwachsen geworden sind, im Schnitt so zwischen dem 2. und 3.Lebensjahr. Bei Herdenschutzhunden z.B. können territoriale Probleme noch nach dem 3. Geburtstag beginnen. Der späte Zeitpunkt des Auftretens sagt nicht immer etwas über die Stärke der Veranlagung aus.
Zu den territorialen Verhaltensweisen zählt man
Hunde mit starker territorialer Motivation (bei starker Veranlagung, bei umfangreicher Erfahrung mit territorialem Verhalten)
zeigen diese Verhaltensweisen häufiger. Tritt es gehäuft auf, spricht dies für eine entsprechende Tendenz beim Hund.
Definition territoriale Aggression
Die meisten Hunde zeigen die Neigung Eindringlinge zu verbellen oder zu bedrohen. Ist diese Tendenz recht gering, dann ist der Hund nur aufgeregt, wenn Besucher kommen. Mit steigender Tendenz steigt die Aufregung, es kommen Elemente des Aggressionsverhaltens hinzu. Bei starker Tendenz wird die Drohung massiver; in manchen Fällen droht der Hund nicht, sondern startet sofort einen Angriff.
Zur territorialen Aggression werden folgende Verhaltensweisen gezählt
Bei Hunden, die Eindringlinge aktiv vertreiben, können nacheinander folgende Verhaltensweisen gezeigt werden
Auslöser für territoriale Aggression
Was "passiert" beim Hund während er territoriales Verhalten zeigt
Für den Hund ist territoriales Verhalten "sein Job", in welchem Maße er diesen ausführen soll/darf muss vom Mensch kontrolliert und beeinflusst werden. Wenn das nicht passiert läuft das Verhalten des Hundes eventuell aus dem Ruder und kann gefährlich werden. Wenn ein Hund den ganzen Tag über auf Beobachtungsposten liegt oder auf patrouilliert, um Passanten oder Ähnliches zu verbellen, dann hat er einen anstrengenden „Job", der müde macht und „stresst". Je häufiger ein Hund Gelegenheit hat zu wachen, zu melden und zu vertreiben umso vehementer wird sein Verhalten ausfallen und er wird auf immer kleinere Reize reagieren.
Wenn der Hund häufig Erfolg hat mit seinem Verhalten und Eindringlinge zurückweichen, wirkt dieses Verhalten auf den Hund zudem "selbstbelohnend" und macht ihn natürlich auch Spaß.
Vorsorge
Natürlich sollten Hundebesitzer bei allen ihren Hunden dafür sorgen, dass die territoriale Veranlagung nicht gefördert wird! Am besten ist es schon von Welpenzeit an Besucher kommen zu lassen. Wichtig ist es, dass diese Begegnungen für die Welpen zu durchweg positiven und schönen Erfahrungen werden. Bei den Hunderassen mit starker territorialer Neigung ist dies ganz besonders wichtig.
Optimales Verhalten der Hundebesitzer auf territoriales Verhalten des Hundes
Das Verhalten des Besitzers beeinflusst maßgeblich das territoriale Verhalten des Hundes.
Das erste Wuffen das vom Hund kommt dient in der Natur als Warnung an die Gruppe. Beim nachfolgenden Verbellen wünscht sich der Hund ein Mitmachen seiner Familie (wie es im Rudel auch wäre). Reagieren Sie nun gar nicht auf das Signal ihres Hundes, dann sieht sich der Hund gezwungen deutlicher (lauter, heftiger) zu werden. Wenn Sie wütend auf sein Anschlagen reagieren, dann denkt der Hund, dass der Eindringling Ihre Wut ausgelöst hat. Wenn Sie also mit dem Hund schimpfen, wird er sein Gebell vielleicht unterbrechen - aber beim nächsten Mal umso heftiger loslegen!
Besser ist es den Hund unauffällig zu beobachten und wenn er den Kopf hebt und in Richtung Störenfried schaut und durch ein "Wuffen" meldet (bevor er losbellt!) dann schauen Sie kurz und gelassen in Richtung Störenfried und teilen dem Hund ruhig und beiläufig mit: „Das war nur der Nachbar. Alles in Ordnung" und widmen sich demonstrativ wieder ihrer Tätigkeit. Da Hunde unsere Stimmungen sehr leicht erfassen können, erkennen sie schnell, dass hier keine Gefahr in Verzug ist und entspannen sich. Viele Hunde lernen so nach und nach immer weniger auf kleine Außenreize zu reagieren und erst nach Ihrem Menschen zu gucken bevor sie impulsiv reagieren.